Musik für den Arte-Dokumentarfilm. Produziert 2016 von Medea Film. Regie: Grit Lederer und Alexander Smoltczyk.
Alexander Smoltczyk (Buch), Grit Lederer (Regie) und Maurice Weiss (Kamera) erhielten am 10. 10. 2017 in München den Robert Geisendörfer Preis in der Kategorie Fernsehsendungen.
Begründung der Jury:
„Der Film entdeckt eine andere Banlieue: indem er die Buslinie 148 abfährt und uns dabei im doppelten Wortsinn mitnimmt. Die Kamera arrangiert Begegnungen und Entdeckungen als fotografisch anspruchsvolle Tableaus. Die Frage, ob sich entlang der Buslinie auch die Motive des Attentäters erkennen lassen, lässt der Film offen.“
Der Dokumentarfilm ist auch als DVD erschienen.
Der Bus Nummer 148 ist ein sehr gewöhnlicher Banlieue-Bus. Auch Samy Amimour war ein sehr gewöhnlicher Busfahrer. Bis zu dem Tag, als er im Konzerthaus „Bataclan“ fast 90 Menschen hinrichtete, am 13. November 2015. Wie wurde aus dem Busfahrer der Linie 148 ein Massenmörder? Alexander Smoltczyk, mehrfach ausgezeichneter Reporter des „SPIEGEL“ hat mit „Endstation Bataclan“ einen formal wie inhaltlich außergewöhnlichen Dokumentarfilm gedreht. Einen Film, bei dem der Terrorist Samy Amimour selbst nur als blinder Passagier mitfährt, als Schatten, der oft auf die Gespräche der Fahrgäste fällt. Denn um sie geht es, die Menschen entlang der Linie 148, die Bewohner der nördlichen Banlieue von Paris. Da ist der Imam, der seine Moschee nur unter Polizeischutz betreten kann, weil er einen Islam in den Farben der Republik predigt. Da ist die ehemals linke Busfahrerin, die sich selbst in die Provinz ausgebürgert hat, weil muslimische Kollegen ihr die Hand nicht mehr geben wollten. Da ist die alte Lehrerin Madame Sauvage, die als einzige geborene Französin in ihrem Sozialbau-Turm aushält, an der Haltestelle „Lenin“.
Der Film nimmt den Bus und durchquert die Welt, aus der Samy Amimour kam. Der Erzähler (Ulrich Matthes) steigt frühmorgens in den 148er ein und lässt sich von Station zu Station tragen. Jeder Halt ist ein Fenster in eine Welt, die selbst vielen Bewohnern des stolzen Paris eine fremde ist. Es ist bisweilen kaum zu glauben, wie sich die Geschichte und die Geschichten der französischen Republik durch den sehr gewöhnlichen Bus 148 erzählen lassen, von Asterix bis zur Shoah. Denn auch ein Deportationslager findet sich auf der Strecke. Aus einer Busfahrt durch die Tarifzone 3 wird eine beklemmende und ungemein anrührende Reise durch die Träume und Trümmerlandschaften der Republik. Smoltczyk lässt seine Protagonisten zu Wort kommen, der Erzähler taucht nur als innerer Monolog auf, auf der Fahrt zwischen den Stationen. Die Kamera von Maurice Weiss setzt der Fahrt ruhige, quasi fotografische Tableaus entgegen. Das Rätsel Samy Amimour, des Busfahrers und Attentäters, kann der Film nicht lösen, und er will es auch nicht. Aber er zeigt jene Banlieue, aus der Amimour kam. Er zeigt sie in allen ihren Widersprüchen, und beweist doch in jeder seiner 82 Minuten, wie reich diese Welt jenseits des Boulevard Périphérique ist und wie ärmlich die Existenz eines Attentäters.